Datum: | 28. April 2009 |
Ort: | Mensa des Sportgymnasiums (Marschnerstr. 30, Leipzig) |
Podiumsdiskussion "Fußballfans statt Grobiane!"
Initiative für gewaltfreien Fußball
Jugendhäuser, Schulen und Vereine müssen noch mehr Verantwortung für gewaltfreie Konfliktlösungen übernehmen. Zu diesem Ergebnis kamen am Dienstag die Teilnehmer des Workshops „Fußballfans statt Grobiane“, der vom Institut für Deutsches und Internationales Sportrecht (IDIS) organisiert wurde. Bei der Veranstaltung im Sportgymnasium referierten Uwe Kilz, Polizeidirektor und Leiter der Prävention der Polizeidirektion aus Dresden sowie Dr. Stefan Remke, Polizeipsychologe der Polizeifachschule Leipzig. Diskutiert wurde neben der aktuellen Situation der Gewaltausschreitungen bei Fußballspielen im ostdeutschen Raum unter besonderer Beachtung der Probleme in Leipzig auch das Gewaltpräventionsprojekt der IDIS an Leipziger Schulen, in Vereinen und Verbänden, welches von dem Politikwissenschaftler Ronny Kauerhof geleitet wird. Rund 50 Leipziger Schüler und Vertreter von regionalen Fußballvereinen sowie Pädagogen aus Leipziger Jugendhäuser nahmen an der Veranstaltung teil.
In einem Punkt waren sich alle Teilnehmer und Referenten des Workshops „Fußballfans statt Grobiane“ einig: Um die ansteigende Gewalt Jugendlicher einzudämmen, müssen Vereine, Polizei, Schulen und Jugendinstitutionen gemeinsam im präventiven Bereich wirksam werden.
Die Ursachen der zunehmenden Gewalt in deutschen Fußballstadien sah Uwe Kilz in der Perspektivlosigkeit vieler Jugendlicher, in der Arbeitslosigkeit und der Identitätssuche. Denn diese Altersgruppe will verstärkt öffentlich wahrgenommen werden. Besorgt äußerte sich Uwe Kilz gegenüber den politischen Aktivitäten, die von Seiten der Hooligans ausgehen. Besonders bei ostdeutschen Vereinen gibt es verstärkt Tendenzen ins rechtsextreme wie auch ins linksextreme Milieu. Ursprünglich gewaltfreie Ultras, fanatische Anhänger des Fußballsports, neigen verstärkt zur Gewaltbereitschaft, wie klassische Hooligans. „Sachsen ist eigentlich auf einem guten Weg, die Zusammenarbeit hat jedoch noch Reserven“, gibt sich Uwe Kilz dennoch optimistisch. Besonderes Augenmerk liegt derzeit bei den 14 bis 17 Jährigen. Diese Altersgruppe beinhaltet die stärkste Zunahme an Gewalttaten.
Und genau da versucht Dr. Stefan Remke anzusetzen. Der Polizeipsychologe erklärte am Beispiel des Projektes „Vertragen statt Schlagen“, wie er in Schulen präventiv mit 12 bis 16 Jährigen zusammenarbeitet. Das seit 1997 bestehende Projekt hat das Anliegen, Schüler für die Aufgaben der Polizei zu sensibilisieren und deren Handeln nachvollziehbar zu machen. Ebenso soll ein richtiges Rechts- bzw. Unrechtsverständnis geschult werden. So erhalten die Jugendlichen nach den insgesamt vier Projektphasen ein viel stärkeres Bewusstsein für Straftaten und deren Folgen. „Die Zusammenarbeit zwischen Polizei, Vereinen, Schulen, Fanprojekten sowie Jugendeinrichtungen sind existenziell notwendig, um diese Probleme in den Griff zubekommen“, betonte Dr. Remke. Die emotional geführte Diskussionsrunde am Ende der Veranstaltung zeigte einmal mehr, dass der Dialog zwischen den Beteiligten für die Lösung des Problems Gewalt bei Fußballspielen auch in Zukunft fortgesetzt werden muss.